7. August 2021 - 10. Oktober 2021
Das Leben in Franken um 1920 war durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen geprägt. Gegensätze bestimmten das politische Leben sowie das Tun und Denken jedes Bürgers. Kunst und Kultur machen diesen inneren und äußeren Zwiespalt sichtbar.
Am 11. Oktober 1920 wurde in Würzburg, in einer Zeit der Unsicherheit und der Sehnsucht nach Normalität, der Frankenbund gegründet. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums und zum Verstehen dieses Gründungsvorgangs zeigt der Frankenbund eine Wanderausstellung in sechs Stationen. Schlaglichter aus dem kulturellen Leben stellen in Abhängigkeit zur politischen Situation und sozialen Lage die Zeit vor hundert Jahren dar. Szenische Darstellungen, Abbildungen und Texte aus den Bereichen Theater, Lyrik, Literatur, Musik, bildende Kunst, Architektur und Kleidung geben einen kleinen Einblick in das fränkische Alltagsleben.
Raummodule vergegenwärtigen vor allem mit nachgestellten Ereignissen, Aufführungen, Vorlagen aus Literatur, Zeitungsartikeln und Archivalien die authentische Lebenssituation der fränkischen Bevölkerung um 1920. Die meisten kulturellen Darbietungen fanden in den größeren Städten Frankens wie Nürnberg, Würzburg, Bamberg etc. statt und verbreiteten sich von dort oft zögerlich in die Kleinstädte und ländlichen Gebiete.
Beispielsweise stellt die Station „Theater und Politik“ in zwei Szenen die Skandaluraufführung des Theaterstücks „Masse Mensch“ von Ernst Toller im Stadttheater Nürnberg der blutigen Niederschlagung des Kapp Putsches am Nürnberger Hauptbahnhof gegenüber.
In einem anderen Modul unter dem Thema „Kunstszene“ wird die überregional bedeutende Kunstausstellung in den Schrannensälen in Würzburg thematisiert, aber auch die oft religiös beeinflussten Ausdrucksformen der durch Schrecknisse des Ersten Weltkriegs traumatisierten Künstler wie es in dem Erinnerungsgemälde des Malers Anton Rausch in Fladungen sichtbar wird. Zudem wird in einem Vexierbild die traditionelle der „modern – angehauchten“ Darstellungsweise gegenübergestellt.
Das Thema „Kleidung“ präsentiert eine kleine Modenschau im nachempfundenen Nürnberger Künstlerhaus auf einer Drehscheibe mit Reformkleidung der Nürnberger Werkstätte des Verbandes Deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur und der Mode um 1920. Die Kleider sind alle aus Papier gefertigt entsprechend einer Ankündigung des Kaufhaus Wild im Weißenburger Tagblatt, dass die neuen Modelle in seinem Schaufenster in Papiernachbildungen zu besichtigen seien.
Weitere Themen werden in der Ausstellung die Wohnungs- und Versorgungsnot, Gebrauchsmusik aber auch das Tonkünstlerfest und das Kulturleben bis hin zum Eskapismus sein. Zum Schluss werden die Gründung des Frankenbundes im „Franziskaner“ in Würzburg und seine sehr schnelle Verbreitung in Franken in einem Raummodul dargestellt.
Die Ausstellung, die auf keinem Gebiet Vollständigkeit anstrebt, gibt einen kleinen, ausgewählten Einblick in das kulturelle Leben, das trotz Not und Entbehrungen stattfand.