Sonderausstellung
8. Dezember 2023 bis 7. April 2024
Auf rund 280 m² Ausstellungsfläche machen zahlreiche archäologische Funde, Rekonstruktionen und Interaktionen diese Zeit des Umbruchs lebendig und erlebbar.
Anfang Dezember begibt sich das Museum für Franken mit der Ausstellung „Ackern statt Jagen – Die Bandkeramik in Franken“ auf eine Reise zurück in die Zeit vor 7500 Jahren, als in Mitteleuropa erstmals Ackerbau und Viehzucht betreibende Gesellschaften einwandern und damit die Geschichte der Region für immer verändern.
Inhaltliches Gerüst bilden die Texttafeln der Wanderausstellung „EIN SCHRITT IN DIE ZUKUNFT – wir werden sesshaft“ des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Vor rund 7500 Jahren vollzieht sich in Mitteleuropa ein Prozess, der wie kein anderer die Geschichte dieser Region verändern wird: Eine Ackerbau und Viehzucht betreibende Gemeinschaft wandert vom Karpatenbecken kommend ein und lässt sich in einem Gebiet nieder, in dem zuvor über zehntausende Jahre hinweg ausschließlich Jäger und Sammler lebten. Dabei bringen sie nicht nur ihre Feldfrüchte und Haustiere mit, sie errichten auch feststehende Häuser, roden Wälder, legen Äcker an und verändern damit erstmals in der Geschichte auch nachhaltig und massiv die Natur.
Gerade das heutige Franken mit seinen fruchtbaren Böden und mildem Klima entwickelte sich dabei zu einem frühen Siedlungszentrum dieser Kultur von Ackerbauern, die auf Grund ihrer charakteristischen Tonware als „Linearbandkeramik“ bezeichnet wird. Mit diesem spannenden und tiefgreifenden Prozess und den damit verbundenen archäologischen Funden beschäftigt sich die Ausstellung „Ackern statt Jagen – Die Bandkeramik in Franken“.
Die Ausstellung beleuchtet die Kultur der „Linearbandkeramik“ aus verschiedenen thematischen Perspektiven, wie Hausbau und Siedlungsweise, Ackerbau und Viehzucht, Handwerk sowie Kult und Glaubensvorstellungen.
Im Zentrum stehen dabei jeweils originale Funde dieser Zeitstellung aus dem Bestand des Museum für Franken. Ergänzt und veranschaulicht werden die Originale durch zahlreiche Rekonstruktionen und Interaktionsstationen. Vertiefende Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Themen bieten die Texttafeln der Wanderausstellung „EIN SCHRITT IN DIE ZUKUNFT – wir werden sesshaft“ des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
An mehreren Stellen der Ausstellung verlinken außerdem QR-Codes auf Berichte zu archäologischen Ausgrabungen an Fundstellen der Bandkeramischen Kultur in Franken aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks.
Zur Ausstellung veranstaltet das Museum für Franken ein buntes Rahmenprogramm mit Familien- und Kuratorenführungen, Ferienprogrammen und Workshops.
Rückschau:
Ein besonderes Highlight bildete die „Nacht der Wissenschaft“ am 19. Januar 2024 mit hochkarätigen Vorträgen rund um das Thema „Bandkeramik in Franken“. Rund 200 Gäste folgten der Einladung, darunter etliche Fachwissenschaftler*innen, aber auch sehr viele Ehrenamtliche und andere Archäologie-Interessierte aus der Region und weit darüber hinaus. Sie alle tauchten an diesem Abend mit einem abwechslungsreichen Programm in die spannende Zeit der Linearbandkeramik ein.
Im Zentrum des Abends standen die Kurzvorträge von drei der renommiertesten Wissenschaftler*innen zur Linearbandkeramik in Mitteleuropa. Zunächst führte Dr. Joachim Pechtl (Universität Innsbruck) in die Zeit vor 7500 Jahren ein und erläuterte die Charakteristika der fränkischen Fundlandschaft. Anschließend beleuchtete Prof. Dr. Silviane Scharl (Universität Köln) die Tausch- und Weitergabenetzwerke der Bandkeramik am Beispiel der Silexrohmaterialien. Im dritten Vortrag setzte Prof. Dr. Detlef Gronenborn (Universität Mainz / Leibniz-Zentrum für Archäologie) den Fokus auf die Genetik der Bandkeramiker, das Ende ihrer Kultur und ihr archäologisches und genetisches Erbe. Abschließend stellten sich die drei Vortragenden in einer Diskussionsrunde nochmals den Fragen des Publikums.
In den 30-minütigen Pausen zwischen den einzelnen Vorträgen konnten sich die Gäste mit leckeren Wraps und Getränken versorgen. Auch die Sonderausstellung „Ackern statt Jagen“ sowie die archäologische Dauerausstellung des Museums konnten besucht werden. Darüber hinaus präsentierten sich verschiedene Institutionen der bayerischen Archäologie mit Infoständen: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die „Vorzeitkiste“ der Universität Erlangen, das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Bamberg und die Gesellschaft für Archäologie in Bayern, die die Veranstaltung auch finanziell unterstützte.
Neben diesem vielfältigen Angebot nutzten die Gäste aber auch die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, zu netzwerken und zu ratschen. Insbesondere die seltene Möglichkeit zum Austausch zwischen Fachwissenschaftler*innen und Archäologie-Interessierten wurde von beiden Seiten als sehr bereichernd empfunden.
Auf Grund der positiven Resonanz plant das Museum für Franken auch für das kommende Jahr eine „Lange Nacht der Wissenschaft“ zu einem archäologischen Thema.
Tipp: Alle, die bei der Langen Nacht nicht dabei sein konnten, müssen nicht traurig sein, denn die Vorträge können auf unserem Youtube-Kanal nachgeschaut werden!